Luftreinhalteplan Reutlingen: „Lummerland- und Donut-Theorie oder das Märchen vom Scheibengipfeltunnel als Lösung aller Verkehrsprobleme“

Pfullingen, 30. November 2017: Leserbrief von Malin-Sophie Hagel

Dieser Brief ist – jedoch gekürzt – in der lokalen Presse veröffentlicht worden.


Malin-Sophie Hagel
Eisenbahnstr. 51
72793 Pfullingen
Handy: 0172 / 433 38 91
malin.hagel@gmx.de

Pfullingen, den 30. November 2017

Luftreinhalteplan Reutlingen: „Lummerland- und Donut-Theorie oder das Märchen vom Scheibengipfeltunnel als Lösung aller Verkehrsprobleme“

Seit April 2012 pendele ich von meiner Heimatstadt Pfullingen an meinen Studienort Tübingen. Lange Zeit per Bus und Bahn, Mindestpendelzeit 55 Minuten, mittlerweile, seit der Geburt meiner Tochter im Mai 2015, mit dem Auto, Mindestpendelzeit 25 Minuten. Leider sind beide Zeitangaben absolute Ausnahmen und nicht die Regel. Und leider ist dabei das Durchqueren der Stadt Reutlingen nicht zu verhindern. Ob das die unglückliche Situation ist, dass Busse im Dauerstau stehen und außer den Überland-Bussen nicht bis an den Bahnhof fahren, oder der Stau und die unglückliche Ampelschaltung in der Lederstraße: Das Pendeln durch Reutlingen kostete mich persönlich schon einige Nerven. Eine Donut-Theorie, bei der Reutlingen in einem Loch verschwindet und die umliegenden Kommunen der leckere Rand sind, kann nicht ernsthaft verfolgt werden.

Dass der Scheibengipfeltunnel eine bessere Durchfahrt durch Reutlingen gewährleisten wird und sogar die Lösung der Feinstaubprobleme sein könnte, entpuppt sich leider als ein Märchen. Alarmiert bin ich aber seitdem klar wird, wie Reutlingen versucht sein Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen: Durch LKW-Fahrverbote und Pförtnerampeln. Das ist aus Grüner Sicht gar nicht grundsätzlich abzulehnen. Aber der Stau(b) wird dabei in die umliegenden Gemeinden verlagert. Für Pfullingen wird sogar der Verkehr bewusst durch das Bauen eines Linksabbiegers in die Römerstraße von Eningen kommend, erhöht. Genaue Untersuchungen, wie sich das auf Pfullingen auswirkt, liegen laut dem RP Tübingen nicht vor. Man könnte meinen Reutlingen sei eine Insel mit zwei Bergen, mit einem Tunnel und drumherum sei nur Meer.

Das müsste der Weckruf für alle Pfullinger*innen sein. Die Stadt Pfullingen hat jahrelang verschlafen die B312 alt rückzubauen und sich überregional für einen schnellen Bau der Regionalstadtbahn auf genau dieser Strecke einzusetzen. Alle Versuche unserer Fraktion scheiterten hier etwas zu ändern, spätestens jetzt müssen aber die Alarmglocken angehen und wir müssen uns ernsthaft fragen: Welche Verkehre wollen wir in unserer Stadt haben? Ich beantworte mir diese Frage ganz klar: keinen Durchgangs- oder Ausweichverkehr (da wir eine Ortsumfahrung haben), gemäßigter Ziel- und Quellverkehr und ansonsten ein gutes ÖPNV-Netz mit Regionalstadtbahn und sehr gut ausgebautem und bevorzugtem Fußgänger- und Radverkehr.

Gute Mobilität gelingt aber nur in Zusammenarbeit. Pfullingen muss die Möglichkeiten der Beteiligung wahrnehmen und gegebenenfalls einfordern und das RP Tübingen muss die Interessen aller Betroffenen berücksichtigen, da Reutlingen zwar zwei Berge hat, aber drumherum auch einen Donut.

Stadträtin der GRÜN-Alternativen Liste Pfullingen (GAL) Malin-Sophie Hagel